„Abriss auf Vorrat“ – Fragilität der Architektur, Geschichte und Erinnerungen
In Deutschland werden pro Jahr etwa 14.000 Gebäude abgerissen. Während dieser drastische Eingriff in die Materialität der Wohnhäuser meist mit dem Gedanken an Neubau und Gentrifizierungsprozesse in Großstädten verbunden wird, stellt der Abriss repräsentativer Bauten zugleich ein machtvolles politisches Signal dar. Er markiert den Wechsel von Stilen, Ideen, Geschichte und Erinnerungen und geht mit der Zerstörung der materiellen Substanz einher. Der Vortrag beschäftigt sich mit der Fragilität der Architektur und diskutiert mithilfe der visuellen Soziologie die Möglichkeit, Leere als politisch motivierte Gestaltung zu verstehen – eine Leere, die mit Geschichte und Erinnerungen in materieller, stilistischer und ideeller Hinsicht konkurriert.
Aleksandra Barjaktarević ist Soziologin und Kunsthistorikerin mit den Schwerpunkten klassische und aktuelle soziologische Theorien, Kultursoziologie sowie Soziologie der Künste und Architektur, außerdem mit einem Fokus auf künstlerische Methoden der Sozialforschung. Seit 2021 arbeitet sie als akademische Mitarbeiterin am Max-Weber-Institut für Soziologie in Heidelberg und ist seit August 2024 Research Affiliate am Center for Cultural Sociology der Yale University. Ihr derzeitiges Promotionsprojekt konzentriert sich auf die Interpretation und Verortung von Max Webers ungeschriebener Theorie der Künste. Ihre jüngste Publikation befasst sich mit der institutionellen Analyse der documenta. In ihrer Lehrtätigkeit arbeitet sie häufig mit Kunstinstitutionen, Festivals und Künstler:innen zusammen. Für diese interdisziplinäre Zusammenarbeit wurde sie gemeinsam mit dem Berliner Rapper PTK und der Fotografin Zara Pfeifer für die innovativste Lehrleistung ausgezeichnet.