C h o r werke
im D i a l o g
Die Programme der Heidelberger Kantorei zeichnen sich immer
durch eine wohldurchdachte Zusammenstellung der erklingenden
Werke aus. A-cappella-Kultur vom Feinsten - zugleich eine Reise
durch ungewohnte Klanglandschaften, wobei die zugrunde liegenden
Texte oftmals die Spur legen. Alte und neue Musik stehen auf diese
Weise unmittelbar nebeneinander, Bekanntes trifft auf Ungewohntes.
So kreisen Orlando di Lassos dreiteilige Komposition aus den
Klagen des Hiob (ca.1560) und Brahms’ berühmte Warum-Motette
(1878) um die auch heute aktuelle Frage nach der Untätigkeit Gottes
angesichts des menschlichen Leids.
Ein anderer spannungsreicher Dialog entsteht, wenn das
erschütternde Wie liegt die Stadt so wüst, eine Musik, die Rudolf
Mauersberger 1945 im Angesicht des zerstörten Dresden schrieb,
eingebettet wird in Hugo Distlers und Heinrich Schütz’ Vertonungen
des von unerschütterlichem Glauben getragenen Das ist je gewisslich
wahr.
Doch es geht nicht nur um Gedankenschweres im Konzert der
Heidelberger Kantorei. Zwei Jubilare - Gabriel Fauré (100. Todestag
am 4. Nov.) und Anton Bruckner (200. Geburtstag am 4. Sept.)
führen in der Messe basse - der Frucht eines unbeschwerten
Sommerurlaubs Faurés in der Normandie - und in Bruckners in Wien
entstandenen glühend-frommen Gradual-Motetten ein Gespräch, das
überraschend stimmig erscheint.